Arster Schule

Arster Schule – von der Kirchspielschule zur Gemeindeschule

Gemälde der Schule Arsten von Christian Grabau 1873

Die Schule war früher aufs engste mit der Kirche verbunden. Daher wurde die erste Schule in Arsten, die 1609 zuerst in Akten auftaucht, auch als Kirchspielschule bezeichnet.
Der älteste Gebäudeteil der heutigen Arster Schule wurde im Jahr 1859 auf Antrag des damaligen Oberlehrers Heinrich Depken errichtet und in dem Jahr eingeweiht. Die von der Gemeinde zum Preis von 4950 Reichsthalern gebaute neue Schule ersetzte ein baufälliges Strohdachhaus, das bis dahin als Schule gedient hatte. Die Verhältnisse waren darin so beengt, wie man sie sich heute kaum noch vorstellen kann: Die alte Schule hatte 1858 zwei Klassen; die erste war 55 qm groß und umfasste 115 Schüler, die zweite hatte nur eine Fläche von 46 qm und musste 110 Kinder aufnehmen. Dabei hatten die Räume nur eine Höhe von 2,55m.

Postkarte von der Schule Arsten um 1900

Im Laufe der Zeit wurde die Schule durch Anbauten erweitert: um 1900 errichtete man ein rechtwinklig zum Altbau stehendes einstöckiges Schulgebäude. Später wurde dieses um ein Stockwerk erweitert, um zusätzliche Klassenräume zu gewinnen.

Mädchen beim Hacken im Garten hinter den Kaseren im Ahlker Dorf

Im 2. Weltkrieg zerstörten Bomben ein Drittel des Gebäudes. Nach dem Krieg wurden die fehlenden Räume durch einen Neubau ergänzt, den man 1980 durch einen Zwischentrakt mit dem Altbau verband. Die Notwendigkeit von Anbauten ergab sich aus der zunehmenden Schülerzahl und Veränderungen im Schulwesen selber. Diese Veränderungen zeigen sich in der Entwicklung von der zweiklassigen Dorfschule zur mehrklassigen Land- bzw. Gemeindeschule im Jahre 1901, als die Schule 5 Klassen umfasste. Sie geht weiter über die 8-klassige Volkschule nach dem 1. Weltkrieg, der 9-klassigen Volksschule ab 1960 und bis zur Grundschule seit 1978.


Otto Mahnken hat in seiner Heimatchronik eine Reihe von Berichten zusammengetragen, die ein Bild der damaligen Schule vermitteln. So erfahren wir, dass die Eltern der Kirchspielschüler bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts “ihre Kinder weder zur Winter- noch zur Sommerzeit nicht in die schuele gehen, sondern wie ander vieh, ohne behten, lehsen, schreiben und rechnen zu lernen, aufwachsen lassen…”(1651)

Schüler vor der Arster Schule mit Schulvorsteher Föhl (rechts) um 1900


Es werden aber auch Gründe für den mangelnden Schulbesuch genannt:

“Bey gegenwärtigen verdienstlosen Zeiten, wo es den kleinen Leuten oft schwer wird, ihre Kinder unterzubringen, benutzen mehrere die Gelegenheit, dieselben den Sommer hindurch in auswärtige Gegenden zum Schweine-Hüten und anderen Diensten zu vermieten,… und im Winter sind für die kleinen Kinder, die dann lieber in der Schule als zu Hause sind, die Wege zu schlecht, und die etwas grösseren müssen spinnen.” (1820).

Der Lehrplan enthielt um 1822, nach einem Bericht des Lehrers Silkenstedt: “Lautieren, Lesen, Auswendiglernen der Wahrheitsmilch, des ‚Catechismus’, der Gesänge, des Gnadenbundes und der Sprüche, Schreiben, Kopfbuchstabieren, Rechtschreiben, Gedankenrechnen und Tafelrechnen, Catechisiren über die Wahrheitsmilch, Aufschlagen der Bibelstellen.”

Zu den Pflichten der Kinder gehörte früher auch die Bedienung der Schulfeuerung; dabei gab es schon bei dem alten Strohdachgebäude Probleme, die der Lehrer Silkenstedt 1822 beschrieb: “Die Kinder heizen die Schule selbst mit Stroh, wobei eine Unordnung ist, die nicht geduldet werden kann. Ganze Stunden versäumen mehrere Schüler den Unterricht, die durch ihre Unvorsichtigkeit mir leicht das Haus anzünden können.”

Lehrerkollegium mit Schulvorsteher Föhl (Mittte) um 1890


Bestraft wurden solche Kinder nach folgendem Katalog: “Ermahnung mit Liebe, Hinuntersetzen, Abgesondert-Sitzen, Nachsitzen, Anzeige beim Herrn Pastor, und, wenn keine Ambition (Folgsamkeit) hineinzubringen, körperliche Kagistation (Züchtigung).”

Die letztere Strafmaßnahme erfolgte durch einen “biegsamen Stock von mäßiger Dicke, wobei unter Umständen im Interesse der Disziplin die Mitschüler werden Zeugen der Züchtigung sein müssen”. (Belehrung der Senatskommission für das Unterrichtswesen von 1889).

Der Schulmeister hatte gleichzeitig das Amt des Küsters und Organisten in der Kirche mit zu übernehmen. Als der in Arsten bekannte Jacob Ludwig Föhl im Jahre 1866 die Oberlehrerstelle antrat, ab 1889 Schulvorsteher genannt, wurden seine Aufgaben in einer “Instruction“ genau festgelegt. Föhl war insgesamt 37 Jahre als Schulvorsteher in Arsten tätig und hat daher wohl auch den tiefsten Eindruck hinterlassen, was u.a. in der Benennung des Schulweges mit seinem Namen zum Ausdruck kommt. Otto Mahnken brachte es immerhin auf 28 Jahre.

Schulleiter Otto Mahnken mit seiner Schulklasse um 1920


Die Vergütung der Lehrer bestand damals aus Geldzuweisungen und Naturalien. Die Lehrer mussten sogar die Beköstigung in den Häusern der Bauern einnehmen, was Lehrer Stubmann aus Habenhausen, der Arster Nebenschule, wie folgt bemängelte: ” Das Umgehen in Hinsicht der Kost benimmt dem Lehrer offenbar einen großen Teil der Achtung, welche mit diesem Amte unzertrennlich verbunden seyn muß.”